Es gibt viele verschiedene Arten von Schlangen in Australien - sowohl extrem giftige als auch völlig ungiftige. Aus diesem Grund ist das Thema vermutlich für fast jeden Down Under Reisenden sehr wichtig, um die Gefahr vor Ort einschätzen und im Ernstfall auch richtig reagieren zu können. Welchen Tipp Ärzte und Lehrer ihren australischen Mitbürgern und Schülern mit auf den Weg geben, wenn es um Schlangenbisse geht, lässt tief blicken. Wenn möglich, sollte das Tier gefangen und zur Diagnose mitgebracht werden, um zweifelsfrei die Art und das wirksame Gegengift bestimmen zu können. In Zeiten des fotografierenden Mobiltelefons kann auch ein Bild helfen. Diese unter Australiern bekannte Vorsichtsmaßnahme ist aber nicht als Panikmache zu verstehen. Sie ist in etwa so einzuordnen wie der Hinweis, vor der Überquerung einer Straße nach rechts und links zu schauen.
Inhaltsverzeichnis

Giftmenge, Aggressivität & Gegengift

Unbestritten ist, dass sich unter den australischen Schlangen die giftigsten Exemplare tummeln, die auf unserer Welt bekannt sind. Der Vergleich, welche denn nun tatsächlich am giftigsten und damit am gefährlichsten ist, ist relativ müßig. Für alle Schlangen gibt es Gegengifte und die Giftmenge sagt noch lange nichts über die Aggressivität des Tiers aus. Größere Mengen beschleunigen die Wirkung des Gifts und das Gegengift muss schneller verabreicht werden. Der entscheidendste Faktor ist das Verhalten des Gebissenen. Wenn Panik und die damit verbundene Erhöhung der Herzschlagfrequenz vermieden wird, reicht in Australien die Zeit nach jedem Biss bis zum nächsten Gegengift aus, gleich, von welcher Schlange der Biss stammt.

Die vermeintlich giftigsten Schlangen der Welt

Ohne sich den üblichen Vergleichen anzuschließen, ist es sinnvoll, vor einem Australienaufenthalt von den folgenden Schlangen schon gehört zu haben. Dabei sollten nutzlose deutsche Übersetzungen wie 'Gewöhnliche Braunschlange' nicht beachtet werden. Im Falle eines Falles kann aus der Eastern Brown Snake schnell eine 'usually', 'common' oder 'ordinary snake' werden, von der kein Australier je gehört hat.

Inland Taipan oder Fierce Snake

Der gefürchtete Inland Taipan gilt als die giftigste Schlange der Welt, ist jedoch wegen ihres eher unbewohnten, abgelegenen Lebensraums eher selten anzutreffen. Beheimatet ist er in trockenen, gebirgigen Outback-Regionen auf der östlichen Hälfte des Kontinents. Der Biss der rund zwei Meter langen Schlange wirkt ohne Gegengift nach spätestens 45 Minuten tödlich. Obwohl sie so giftig ist, gilt sie als nicht aggressiv, sondern eher als scheu und beißt erst, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt. Ein einziger Biss kann so viel Gift enthalten, um über 200 Menschen zu töten.

Eastern (Western) Brown Snake oder Gwardar

An der gesamten Ostküste, vor allem im nicht so stark besiedelten Farmland, ist die bekannte Eastern Brown Snake heimisch. Sie bewegt sich schnell, jagt bevorzugt Mäuse, sonnt sich gerne und ihr tödliches Gift wirkt in sehr kurzer Zeit. Die westliche Schwester lebt auf dem gesamten Kontinent und hat ein weniger starkes Gift.

Coastal (Eastern) Taipan

An der gesamten Ostküste und bevorzugt in Zuckerrohrfeldern zu Hause ist der Coastal Taipan zu finden. Der Biss dieser sehr gefährlichen Gattung kann schon nach dreißig Minuten tödlich sein. Dies ist jedoch kein Muss und auch im Falle eines Bisses besteht bei richtigem Verhalten eine gute Chance auf Heilung.

Mainland (Common) Tiger Snake

Die Mainland Tiger Snake bevölkert die gesamte Südküste Australiens und Tasmanien. Sie schätzt menschliche Nähe aus dem Grund, da dies eine erfolgreiche nächtliche Nagerjagd verspricht. Das Gift verursacht zunehmende Beschwerden, die erst nach Stunden tödlich enden können.

Mulga (King Brown) Snake

Die landesweit unter der Bevölkerung bekannte King Brown ist in ganz Australien außer in Tasmanien verbreitet. Obwohl die bis zu 2,50 Meter lange Giftnatter oftmals von vielen als die giftige Schlange schlechthin bezeichnet wird, ist ihr Gift in der Regel nicht tödlich. Der Arzt muss natürlich dennoch schnellstmöglich kontaktiert und aufgesucht werden.

Lowlands (Common) Copperhead

Die Lowlands Copperhead ist im gemäßigten Klima Süd- und Südostaustraliens zu Hause. Aufgrund der Tatsache, dass sie außergewöhnlich scheu ist, bekommt man dieses Exemplar eher selten zu sehen. Gewöhnlich hält sie sich in flachen Gräsern und nahe eines Gewässers auf, die sie hier hauptsächlich auf der Jagd nach Fröschen, Echsen und kleinen Artgenossen ist.

Common (Southern) Death Adder

Die berüchtigte Death Adder (Todesotter) wird im ganzen Osten sowie an der Südküste Süd- und Westaustraliens recht häufig angetroffen, da sie vor Menschen eher selten flüchtet. Bei einem Zwischenfall sollte umgehend Hilfe aufgesucht werden, da ihr Biss lebensgefährlich sein kann. Das circa 50 Zentimeter große Exemplar ist recht bewegungsfaul und leicht zu identifizieren. Die Chance, ein heilendes Gegengift zu erhalten, ist sehr groß.

Würgeschlangen & Nattern

Fast ein bisschen vergessen werden oft die vielen ungiftigen Schlangen Australiens, die in großer Artenvielfalt vorkommen. Alleine die Familie der Pythonschlangen ist mit etwa zwanzig Unterarten vertreten. Auch wenn die Pythons in anderen Erdteilen größer sind, beeindrucken die teils einfarbigen, teils bunt gemusterten Würgeschlangen mit ihren Längen bis zu vier Metern und dem Umfang eines männlichen Oberarms. Es ist nicht ungewöhnlich eine Python in offenen Küchen auf dem Campingplatz oder eines Hostels anzutreffen, da sie weit verbreitet und je nach Art an Menschen gewöhnt sind. Unter den kürzeren, dünneren und vollkommen harmlosen Schlangenarten finden sich auch viele Natterarten.

Hinweis: Eine an der Ostküste recht oft auftretende und zudem sehr charismatische Schlange ist die Red Bellied Black Snake (Rotbäuchige Schwarzotter). Aufgrund des starken Kontrasts - Schwarzer Rücken, feuerroter Bauch - ist sie sehr leicht zu identifizieren - ihr Gift ist nicht tödlich und ihr Charakter eher zurückhaltend.

Fazit

Auch wenn es extrem viele giftige Schlangen in Australien gibt, so ist die Chance doch recht gering, von einer gebissen zu werden. Die meisten Tiere sind nicht aggressiv und ziehen sich in der Regel zurück, wenn sie Vibrationen wahrnehmen. Bei Wanderungen in hohen Gräsern ist es daher ratsam, feste aufzutreten und eventuell sogar mit einem Stock vor sich auf den Boden zu schlagen. Selbstverständlich besteht immer ein gewisses Risiko, auf ein schlafendes Reptil zu treten, jedoch hält sich dieses sehr in Grenzen. Bei normalem Verhalten und etwas Vorsicht sollte der gefährliche Zusammenprall mit Death Adder, Inland Taipan, Brown Snake & Co also ausbleiben. Dennoch hat man des Öfteren die Möglichkeit, ein Exemplar aus nächster Nähe zu beobachten und sogar ein tolles Erinnerungsfoto zu schießen. Eines sollte hierbei natürlich klar sein: Etwas Abstand bewahren, ist durchaus sinnvoll!

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Erste Eindrücke im Video

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